MARTIN B.

Prägungen: Wie nehmen wir Lobpreis wahr? - Teil 2.

Im letzten Teil haben wir uns mit unserer individualistisch geprägten Gesellschaft und ihrem Einfluss auf Lobpreis und Anbetung auseinandergesetzt. In diesem Teil schauen wir uns die sozialen Lobpreisverhältnisse in der Bibel an, um daraus wieder ein Stück weit zu lernen, wie Gott sich Lobpreis vorstellt.

Die biblische Grundlage – Gemeinschaft im Vordergrund

Wenn wir die Lobpreis- und Anbetungs-Stellen in der Bibel näher betrachten, fällt schnell der Fokus auf ein gemeinschaftliches Handeln auf. Hier ein paar Beispiele dafür:

„Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und alles Volk sprach: Amen! und lobte den HERRN.“ 1. Chronik 16,36

„Es werden daran gedenken und zum HERRN umkehren alle Enden der Erde; vor dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen.“ Psalm 22,28

„Ich werde dich preisen in der großen Versammlung, unter zahlreichem Volk dich loben.“ Psalm 35,18

„Sie sollen ihn erheben in der Versammlung des Volkes, in der Sitzung der Ältesten ihn loben!“ Psalm 107,32

„Lobt den Herrn, alle Nationen, und alle Völker sollen ihn preisen!“ Römer 15,11

Tatsächlich steht in einer gemeinschaftlichen Lobpreiszeit in der Bibel nicht der Ich-, sondern der Wir-Gedanke im Vordergrund. Wir, als Gemeinde, als Kinder Gottes und als Braut Christi sollen gemeinsam vor Gott treten. Das Persönliche und Individuelle verschwindet dabei nicht, tritt jedoch in den Hintergrund. Besonders auffallend ist dies in Offenbarung 21,1-5: Jesus erscheint als König, Herrscher und Bräutigam und Johannes sieht die Gemeinde geschmückt wie eine Braut vor den Thron treten. Jesus auf dem Thron ist natürlich auch Anlass zu einem gewaltigen Lobpreis, wie wir einige Kapitel zuvor sehen:

„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lobpreis.“ Offenbarung 5,12

Natürlich gibt es auch die persönliche und ganz individuelle Zeit vor und mit Gott. In der Bibel finden wir sehr persönliche Psalmen von Autoren, die Gott ihr individuelles Leid klagen. Ein gutes Beispiel dafür ist Psalm 22:

„Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk. Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie verziehen die Lippen, schütteln den Kopf…“ Psalm 22,7-8

Solche Psalmen finden dann aber nicht in der großen Gemeinschaft, sondern im 4-Augen-Gespräch mit Gott statt: Ich, alleine vor Gott in der Stille! Dort kann ich ihm alles sagen, was mich bewegt und geduldig darauf warten, was er mir ganz persönlich mitteilen möchte. Somit ist die persönliche Zeit mit Gott fest in der Bibel verankert, hat jedoch ihren eigenen Platz und ihre eigene Zeit. In der Regel schafft der Psalmist auch wieder den Schritt zurück zum gemeinschaftlichen Lob, egal wie tief er im Leid zu versinken scheint:

„Verkündigen will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Versammlung will ich dich loben.“ Psalm 22,23

Persönlicher Lobpreis Wir finden also beides in der Bibel: Lobpreis in der großen Gemeinschaft und den ganz persönlichen Psalm im Zwiegespräch mit Gott. Beides hat seine Berechtigung, beides wird ganz bewusst im dafür passenden Rahmen eingesetzt. Das Individuum verschwindet nicht im gemeinschaftlichen Lobpreis, der Gemeinschaftsgedanke steht aber deutlich im Vordergrund.

Im nächsten Teil sehen wir uns an, wie sich das Thema „Teil eines größeren Ganzen sein“ durch die Bibel zieht und fassen die beiden Punkte des biblischen Gemeinschafts-Bewusstseins und unserer individualistisch geprägten Gesellschaft zusammen.

Welche weiteren Bibelstellen fallen euch ein, die den gemeinschaftlichen Lobpreis thematisieren?
Wie sieht für euch ganz persönlicher Lobpreis aus?

Über den Autor:

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Martin Binder beschäftigt sich seit 20 Jahren mit den Themen Lobpreis und Anbetung. Seit seinem 14. Lebensjahr spielt er Klavier, Gitarre und Schlagzeug auf Bühnen und in Gottesdiensten und gründet, leitet und coacht Bands. Ebenso lange schon schreibt er eigene Songs in verschiedensten Stilrichtungen, unter anderem auch Lobpreis-Lieder. Die letzten 4 Jahre hat er diese Hobbies zum Beruf gemacht und zusätzlich in einer Bibelschule Lobpreis und Anbetung unterrichtet.